Bandscheibenvorfall
- MedizinWissen
- 9. Juni 2019
- 3 Min. Lesezeit
Der Bandscheibenvorfall (oder auch Bandscheibenprolaps bzw. Diskusprolaps) ist eine Erkrankung, vor der sich viele Menschen fürchten, weil damit sehr starke Schmerzen assoziiert werden. Die meisten Menschen denken an den Bandscheibenvorfall und an den "Hexenschuss", wenn von Rückenschmerzen die Rede ist. Wir wollen in diesem Artikel näher auf den Bandscheibenvorfall eingehen und für Sie ausarbeiten, wie schlimm er wirklich sein kann.
Allgemein
Bei einem Bandscheibenvorfall tritt Bandscheibenmaterial aus dem Bandscheibenfach der Wirbelsäule heraus. Dadurch können Nerven, die aus dem Rückenmark entspringen, sogenannte Spinalnerven, eingeklemmt werden, die dann letztendlich zu starken Rückenschmerzen und Sensibilitätsstörungen führen können. Häufig treten Bandscheibenvorfälle zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Danach nimmt die Anzahl wieder ab. Grund dafür ist, dass der Gallertartige Teil der Bandscheibe im höheren Alter an Substanz verliert und starrer wird, sodass ein Austritt der Bandscheibe immer seltener stattfindet.
Die Wirbelsäule ist in 7 Halswirbel, 12 Brustwirbel, 5 Lendenwirbel, das Kreuzbein und das Steißbein aufgeteilt. Die häufigsten Bandscheibenvorfälle ereignen sich im Bereich der Lendenwirbelsäule (zwischen Lendenwirbel 4-5 und Lendenwirbel 5 Kreuzbeinwirbel 1). Ein Bandscheibenvorfall in der Hals- oder Brustwirbelsäule ist eher selten.
Generell ist zu sagen, dass ein Bandscheibenvorfall nur einen kleinen Anteil an den gesamten Ursachen für Rückenschmerzen darstellt. Dies bedeutet, dass die aller meisten Rückenschmerzen andere Ursachen haben. Häufig sind eher muskuläre oder skelettale Ursachen verantwortlich dafür.
Symptome/Beschwerden
Die Beschwerden, die durch einen Bandscheibenvorfall verursacht werden, lassen sich relativ einfach beschreiben:
Schmerzen: Meist starke, stechende und einschießende Schmerzen in die Region, in der die Bandscheibe den Nerven einklemmt.
Lähmung: Meistens handelt es sich um unvollständige Lähmungen einzelner Muskeln. Hier hängt der Schweregrad der Lähmung u.a. von den eingeklemmten Nerven ab.
Sensibilitätsstörungen: Diese erscheinen in Form von Taubheitsgefühlen, Kribbelempfinden oder Missempfindungen generell
Reflexabschwächung: Reflexe sind abgeschwächt bzw. können auch komplett ausfallen.
Die Beschwerden, die auftreten, sind in der Regel typisch für den Nerv, der durch die Bandscheibe eingeklemmt wurde. Daher kann man nicht allgemein sagen, dass bei einem Bandscheibenvorfall z.B. der Arm gelähmt sein kann. Bei der häufigsten Form des Bandscheibenvorfalls (zwischen L4-L5, siehe oben) ist es allerdings sehr oft so, dass Schmerzen im hinteren Anteil des Oberschenkels über den Fußrücken bis hin zur Großzehe auftreten. Hier sind auch die oben beschriebenen Funktionsausfälle sowie z.B. Fußheberschwäche zu nennen.
Diagnostik
Die Diagnostik, um einen Bandscheibenvorfall zu sichern ist vergleichsweise einfach. Neben dem ärztlichen Untersuchungsgespräch und der körperlichen Untersuchung wird man nicht ohne eine bildgebende Diagnostik die Diagnose sicher stellen können. Denn wenn eine Bandscheibe ausgetreten ist, sollte es möglich sein diese mit der heutigen Technik auch darzustellen. Vorrangig sind 3 Verfahren am wichtigsten für die Diagnosesicherung:
Magnetresonanztomografie (MRT)
Röntgen
Computertomografie (CT)
Das MRT hat sich bei der Diagnostik als Methode der Wahl etabliert, um einen Bandscheibenvorfall zu sichern. Mit dieser Methode kann man am besten die ausgetretene Bandscheibe sehen und auch beurteilen, inwiefern es zu einer Einklemmung von Spinalnerven oder dem Rückenmark gekommen ist.
Therapie
Beim Bandscheibenvorfall kann man sowohl operativ als auch nicht-operativ (=konservativ) vorgehen. Bestehen jedoch keine besonderen Gefahren, wie z.B. ein Tumor, dann ist zunächst immer ein konservatives Verfahren vorzuziehen.
Konservative Therapie:
Medikamentöse Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema
Physiotherapie, Krankengymnastik, Massage
Bewegungstherapie - keine Bettruhe
Patientenaufklärung und -bildung über die Erkrankung
Betäuben der Nervenwurzel oder Injektion mit Glucocorticoiden
Operative Therapie:
Bei sogenanntem Conus und Cauda-Syndrom: Beide Syndrome sind schwerwiegende Formen des Bandscheibenvorfalls und müssen notfallmäßig operiert werden, da eine starke Einengung des Rückenmarks und der Spinalnerven droht.
Bei schweren motorischen Ausfällen
Risiken: Erneutes Auftreten nicht ausgeschlossen, durch den Arzt verursachte Schädigungen während der Operation, Verletzung von Gefäßen, anhaltende Schmerzen nach der Operation
Prävention/Vorsorge
Einen Bandscheibenvorfall zu verhindern ist relativ schwierig. Man hat aber festgestellt, dass bestimmte Lebens- und Verhaltensweisen einen positiven Effekt auf die Entwicklung von Bandscheibenvorfällen haben. Bei folgenden Punkten sinkt die Wahrscheinlichkeit einen Bandscheibenvorfall zu erleiden:
Gewichtsreduktion auf Normalgewicht
Aufbautraining der Rücken- und Bauchmuskulatur
Schwere Gewichte aus der Hocke und bei gestrecktem Rücken heben
Steigerung der körperlichen Aktivität
Wir hoffen der Beitrag hat Ihnen gefallen und hoffen, dass wir Ihnen helfen konnten.
Ihr MedizinWissen-Team
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